Menschliche Augenbewegungen: Von der Grundlagenforschung zu praktischen Anwendungen Für die Wahrnehmung und Interaktion mit unserer Umwelt ist das Sehen von essentieller Bedeutung. Der subjektive Eindruck, ständig ein vollständiges und detailreiches Abbild der Umgebung zur Verfügung zu haben, beruht allerdings auf sehr fragmentarischen Informationen und wird oft als „Grand Illusion“ bezeichnet. Um visuelle Wahrnehmung zu verstehen, ist die Betrachtung der unterschiedlichen Prozesse notwendig, die aus den einzelnen Fragmenten ein solch komplexes Bild entstehen lassen. Eine Möglichkeit besteht in der experimentellen Analyse des menschlichen Sehverhaltens. Dabei zeigt sich, dass bei freier Bildbetrachtung grundlegende biopsychologische Eigenschaften der Blicksteuerung durch die Darbietung plötzlicher Störreize nachweisbar sind. Über diese Ansätze bietet sich die Möglichkeit, gezielt Aufmerksamkeitsprozesse innerhalb des natürlichen Sehvorgangs zu analysieren sowie weitere Einflussfaktoren, beispielsweise Art der Aufgabe sowie Stimmung des Betrachters einzubeziehen. Ausgehend von der Tatsache, dass bei der Verarbeitung visueller Informationen unterschieden werden kann zwischen globaler Orientierung bzw. Lokalisation einerseits und Identifikation bzw. „fokaler“ Analyse Objekteigenschaften andererseits, zeigen sich dafür auch korrespondierende Muster im Blickverhalten. Mit dem Wissen über die funktionelle Architektur des aktiven Sehens in komplexen (auch virtuellen) Umgebungen, ergeben sich Möglichkeiten für vielfältige praktische Anwendungen. Beispielhaft wird darlegt, wie Alternativen zu herkömmlichen Mensch-Maschine und Mensch-Computer Schnittstellen gestaltet werden können sowie auf welche Weise Unterstützung bei der Erkennung von Gefahrensituationen geliefert werden kann.